Begegnung mit dem `Fremden` - Inszenierte Fotografie

 

 

 

MIXED UP Preis Ländlicher Raum 2017
 

 

 

 

Forschungsreise durch das Ammerland

Sie sind erst kürzlich im Ammerland angekommen, die 14- bis 17-jährigen Geflüchteten aus Syrien, Afghanistan, Irak und Bulgarien. Sie besuchen die Sprachlernklasse der Oberschule Zwischenahn. Vor ihnen liegt jedoch nicht nur sprachlich zum Teil völlig unbekanntes Terrain, sondern auch geografisch, kulturell und sozial. In dem Projekt "Begegnung mit dem Fremden" nehmen es die Schüler*innen offensiv mit den Überraschungen ihrer neuen Heimat auf. Khairolah hat ein Altenheim "erforscht" und ältere Menschen dabei beobachtet, wie sie mit einem Rollator spazieren gehen. Das gibt es in Afghanistan nicht. Hier leben alte Menschen immer mit der Familie und werden von den Jüngeren begleitet und unterstützt. Aleksandar aus Bulgarien kennt bisher wilde Nutzgärten für Obst und Gemüse, aber keine Baumschulen, um Parks und Ziergärten zu gestalten. Quais findet die Esskultur im jetzigen Zuhause befremdlich. Gegessen wird in Afghanistan auf dem Boden.

 

Kontrastprogramm im Bild

Ihre Entdeckungen inszenieren die Schüler*innen auf von ihnen frei gestalteten "Bühnen": mit selbstgebauter Kulisse, an ungewöhnlichen Schauplätzen oder an einem realen Ort in Bad Zwischenahn. Dazu stehen ihnen alle künstlerischen Mittel zur Verfügung – ob Zeichnung, Collage, Modellbau oder szenisches Spiel. Ohne die Einheimischen läuft dabei nichts. Denn die Schüler*innen brauchen nicht nur ihre Einrichtungen, Gärten und Geschäfte als kulissengebende Schauplätze, sondern sie selbst werden auch als Statist*innen eingesetzt.

Jede Bühne wird abschließend fotografiert. Eine Aufnahme etwa zeigt Aleksandar, wie er mit drei Meter hohen Papierbannern mit deutschen und bulgarischen Schriftzügen an Bäumen im Park auf seine Ängste als Flüchtender aufmerksam macht; eine andere zeigt Quais und einen Mitschüler auf dem Boden sitzend in einer Bäckerei in Bad Zwischenahn. Die Fotografien der fünfzehn Künstler*innen waren zwei Wochen lang vor dem Alten Kurhaus zu sehen.

Neben den Erlebnissen der ästhetischen Forschungsreise können die Jugendlichen eine weitere Überraschung mitnehmen: Wie bei jeder Reise, bei der man sich intensiv mit der Umgebung vertraut macht, deren Besonderheiten entdeckt und neue Freundschaften knüpft, haben auch sie begonnen, sich in Bad Zwischenahn heimisch zu fühlen.

 

Die Jury:

Die MIXED UP Fachjury zeigt sich überzeugt von dem "impulsgebenden transkulturellen Interaktionsprozess, in dem über Methoden der ästhetischen Forschung alle Beteiligten gleichermaßen eingebunden und wertgeschätzt werden." Für Akteure in ländlichen Räumen biete das Projekt Begegnungen mit dem "Fremden" - Inszenierte Fotografie zudem wegweisende Impulse: "Vorhandene Ressourcen werden hier gut genutzt und die Potentiale der ländlichen Region in den Fokus gerückt."

 

 

Kunstausstellung

 

Montag, 19. Juni - 4. August 2017

`Bibliothek am Meer`, Auf dem Hohen Ufer 20 in 26160 Bad Zwischenahn

 

Eröffnung: 19. Juni 2017

 

Begrüßung: Detlef Dierks (stellvertretender Bürgermeister)

 

Einführung: Sabine Wallach

 

 

 

Die 15 jugendlichen Projektteilnehmer im Alter von 14 bis 17 Jahren kommen aus sechs verschiedenen Nationen. Vor allem politische Verfolgung, Kriegswirren oder wirtschaftliche Probleme haben die Familien der Jugendlichen nach Deutschland geführt. In der Oberschule Bad Zwischenahn besuchen sie aufgrund von geringen Kenntnissen der deutschen Sprache zunächst eine Sprachlernklasse.

Die Jugendlichen erkundeten mit der künstlerischen Methode der „Ästhetischen Forschung“. ihr neues Lebensumfeld. In vier Gruppen dokumentierten sie zunächst mittels einer Digitalkamera die als fremd empfundenen Dinge. Parallel dazu wurden Modelle in Form von Schaukästen entwickelt, die als Vorlage für ihre jeweiligen Inszenierungen dienten. Requisiten wurden organisiert, Statisten gefragt und Orte ausgesucht, um das `Setting` für die jeweiligen inszenierten Fotografien zu gestalten. Der Weg führte sie an Orte, zu Aktivitäten und zu Personen wie das „Restaurant Spieker“, die „Mühle“, das „Stadion“, „Café Ewers“, „Modehaus Ripken“, die „Nordwestbahn GmbH“,  die „Mühle“, „Oldenburger Knights“ oder zu der „Polizeistation Bad Zwischenahn“.  Bekannte und vertraute Gegebenheiten aus den Herkunftsländern wurden in einem Wechselspiel mit Personen, Aktivitäten und Orten aus der neuen `fremden` Umgebung fotografisch abgebildet.

 

 

Schülerinnen und Schüler:

Ramisch Amiri

Khairolah Arabzada

Basma Rakan Aref

Lisa Rakan Aref

Bayar Basem

Shilan Hasske

Aleksandar Karadachki

Mohamed Knno

Qais Mishko

Asia Naamo

Ismael Rahmati

Hamid Rahimi

Safwan Sido

Mohammad Tajik

Majd Teba

 

Organisationsleitung: Edda Akkermann

Lehrerin: Gabriele Siegle

Studentinnen: Kaja Scherf-Mahlstedt und Jessica Femerling

Fotografin: Sabine Bley

Künstlerische Leitung: Teresa Tjards

 

Kooperationspartner:

Oberschule Bad Zwischenahn

 

Für die Förderung bedanken wir uns bei:

 

                                           

 

 

Druckversion | Sitemap
© SLAP - Social Land Art Project e.V.