Projektziele
Mit den Mitteln der bildenden Kunst sollen die kreativen und sozialen Kompetenzen der Kinder gefördert werden.. In den kleinen Gruppen können die Kinder ihre individuellen Stärken einbringen; nicht das Sprachvermögen und die Rechtschreibung sind gefragt, sondern Forschergeist und kreative Ideen. Medien wie Video-, Foto- und Tonaufnahmegeräte werden von allen Kindern eingesetzt. Das Zeichnen und Malen, Schrauben und Kleben, Sammeln und Einordnen sind die Medien um das erforschte Wissen sichtbar zu machen. Das Erlernte manifestiert sich in künstlerischen Werken. Hier können die Kinder aus Migrantenfamilien eine gleichwertige Teilhabe an Forschung und Wissensvermittlung erleben. Die Beschäftigung mit der Umwelt und die Entfaltung eigener kultureller Ausdruckformen tragen bei allen Kindern zu ihrer Identitätsbildung bei.
Durch die Begegnung mit der Kulturlandschaft und Industrielandschaft am Wohnort, ihrer historischen Entwicklung und der Bedeutung, die dieser heute noch zukommt, soll im Sinne einer Bildung für Nachhaltigkeit ein besseres Verständnis für den Umgang mit den vorgefundenen Lebensgrundlagen erreicht werden. Die Gestaltungskompetenz der Kinder soll gefördert werden, das Aneignen von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen, um Veränderungen im Bereich des ökonomischen, ökologischen und sozialen Handelns möglich zu machen. Mit der Gestaltungskompetenz soll die Zukunft, die Variation des Möglichen, aktives Modellieren und Mitgestalten der Umwelt und des sozialen Gefüges in den Blickpunkt kommen. Das Erleben und die kreative Gestaltung der Umwelt, in der sie zu Hause sind, sind elementare Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen. Unmittelbare, über Gefühle wirkende Erlebnisse und Erfahrungen können zu einer Erweiterung des Verständnisses über „die Welt, in der wir leben“, beitragen. Durch Schulwissen allein kann dies in der Regel nicht erreicht werden, wenn nicht gleichzeitig auch konkrete praktische Anknüpfungspunkte zwischen Mensch und Umwelt ermöglicht werden.
Der Verein möchte mit diesen Projekten die künstlerische Arbeitsweise der ästhetischen Forschung und ihr didaktisches Prinzip des außerschulischen und interdisziplinären Lernens und Aneignen von Erkenntnissen über „die Welt in der wir leben“ für Kinder und junge Menschen verstärkt publik machen und einen Impuls für die Kulturförderung geben, diese Kunst- und Kulturprojekte in kulturell unterversorgten Randgebieten einzurichten und zu ermöglichen.
Die beteiligten Studierenden des Instituts für Kunst und visuelle Kultur sind LehramtsstudentInnen. Das Konzept der »Ästhetischen Forschung« nach Helga Kämpf-Jansen ist innerhalb der Kunstpädagogik eines der überzeugendsten Konzepte, findet aber im Umfeld von Rahmenrichtlinien aufgrund der Prozesshaftigkeit dieses Verfahrens kaum Einsatzmöglichkeiten. Dieses Projekt - eingebettet in einem freien, kompakten Zeitraum, bietet den Studierenden die Möglichkeit, außerhalb von Schulpraktika im unterrichtsfreien Raum, Erfahrungen im Einsatz mit diesem innovativen Konzept zu machen und sich im Umgang mit Schülern im Projektkontext zu üben.
Im Urstromtal der Weser
21 Kinder der Grundschule Drielake erforschten mit den Medien der bildenden Kunst, den Ort, in dem sie leben, und präsentieren die künstlerischen Ergebnisse in einem Rundgang und einer Kunstausstellung der Öffentlichkeit. Unterstützt wurden sie dabei von 14 Studierenden, 1 Lehrerin und 2 ProjektleiterInnen. Mit den künstlerischen Methoden der „ästhetischen Forschung“ wurden Orte wie ein Baum, ein Park, ein Gewässer, ein Wald und Straßen in Patenschaft genommen werden. Diese Orte wurden rücksichtsvoll begangen und ihre Historie und die Lebensweise ihrer Bewohner (Mensch und Tier) untersucht. Die Kinder haben in den 6 verschiedenen Gruppen Senioren besucht und sich von ihnen unterschiedliche Orte zeigen lassen. Sie sind gespannt den erzählten Geschichten gefolgt. So entstand über das gemeinsame Thema ein Dialog zwischen den Generationen. Die unterschiedlichen, aber gleichberechtigten Sichtweisen und Bedürfnisse der verschiedenen Altersgruppen förderten die gegenseitige Toleranz und Achtung.
Projektwoche
Vorbereitet wurden die Exkursionen von 14 Studentinnen und Studenten, die sich gemeinsam mit den Kindern während einer Projektwoche (08.10.-12.10.2012) auf den Weg machten: Der Stadtwald mit seinen darin lebenden Tieren wird erkundet, der Drielaker See wird unter die Lupe (Gewässerproben) genommen; Objekte werden aus Schrott (Schrottplatzbesuch) gebaut; Geocaches werden versteckt und mit Aufgaben für die Finder versehen; Fundstücke erhalten eine neue Bedeutung; Geschichten aus Osternburg von Monika Barkemeyer werden zur Grundlage eines Papiertheaterstückes; im Mehrgenerationenhaus berichten Senioren aus ihrer Kindheit…. und andere Aktivitäten wurden Teil des Kunstprojektes „Im Urstromtal der Weser“. Eine eigene Internetseite wurde eingerichtet und fortwährend aktualisiert, so dass Eltern und Kinder den gesamten Projektverlauf nachvollziehen können:
www.Im-Urstromtal-Der-Weser.de
Nach den Herbstferien wurde das Projekt wöchentlich bis zum 7. Februar 2013 mit den Grundschulkindern weitergeführt und zu einer Kunstausstellung (18. März -27. April 2013) entwickelt.
Die Kinder erarbeiteten mit künstlerischen Mitteln einen Rundgang vor Ort, an dem andere Schulklassen, Bürger und die Presse teilnahmen.
Der öffentliche Kunstspaziergang fand am 8. Februar 2013 statt.
Die Kinder zeichneten und malten, schraubten und klebten, filmten und vertonten, um das erforschte Wissen sichtbar zu machen und an verschiedenen Orten zu platzieren (siehe Flyer download auf www.Im-Urstromtal-Der-Weser.de):
Der Schrottplatz in Osternburg liefert das Gewand für einen Baum am Drielaker See: Aus alten Metall- und Blechresten wurden außergewöhnliche Schaukeln kreiert. Eine Wunderburg im Wunderburgpark hat es nie gegeben. Nun ist sie an einem anderen Ort errichtet worden. Die Tiere des Stadtwaldes zeigen sich und erzählen aus ihrem Leben. Die Kinder drücken ihre phantasiereiche Vorstellung vom Zusammenleben der Waldbewohner in einem Stop-Motion-Film aus. Selbstentworfene Kulissen und Protagonisten dienen als Schauplatz. In der Stadtlandschaft lassen sich Objekte finden, denen keine Aufmerksamkeit mehr zuteil wird. Sie erhielten die Bezeichnung Tumguskas. Die Kinder haben sie gesammelt, ihnen neue Bedeutungen gegeben und bringen sie als Kunstwerk zurück in den Stadtraum. Straßennamen ändern sich und weisen auf vergangene Bezugspunkte hin. Die Kinder gaben ihnen zusätzlich neue fantastische Bedeutungen. Ereignisse vor 50 Jahren aus der Schulstraße werden in einem Papiertheater lebendig. Vor 4 Häusern der Schulstraße erzählen die Protagonisten aus ihrer Biographie. Geocaches sollen gesucht werden. Welches Geheimnis geben sie preis?
Die Standorte der Kunstwerke sind mit QR-Codes ausgestattet, so dass der Rundgang auch nach Beseitigung der Kunstobjekte mit einem Smartphone nachvollzogen werden kann (bis Ende April 2013).
Mit freundlicher Förderung durch: